agile Führung: Mehr als nur n hipper New Work Trend
Zeit für echte Veränderung

Agile Führung,  ein Konzept, das in den letzten Jahren durch die Geschäftswelt gegeistert ist wie ein Rockstar auf Welttournee. Jeder will dabei sein, jeder will agil sein. Hört man überall, oder? Egal ob agiles Führen, agiles Management oder agiles Arbeiten im Allgemeinen, ja sogar Agile Coaches- egal wohin man blickt.

Doch was steckt wirklich dahinter? Mal ehrlich: Weiß jemand, worum es dabei wirklich geht? Oder ist das alles nur ein Hype, den man mitmacht, weil’s modern klingt? Lass uns mal tiefer eintauchen und schauen, warum so viele Unternehmen aus meiner Sicht bei diesen Versuchen grandios scheitern – und warum das Ganze mit dir, ja genau, mit dir und vor allem deiner inneren Einstellung zu tun hat.

Von der Skepsis zur Begeisterung: Meine persönliche Reise zur agilen Führung

Schon lange bevor ich 2019 anfing, Mitarbeiterführung zu unterrichten, begegnete mir das Thema Agilität ständig. Ehrlich gesagt, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Agilität klang für mich wie das alte “höher, schneller, weiter” nur eben in neuem Gewand – und darauf hatte ich nun wirklich gar keinen Bock. Ich find nämlich mehr Menschlichkeit statt immer mehr, immer schneller, immer besser Funktionieren  ziemlich cool und mega wichtig. Für Führung. Teams. Unternehmen. Unsere Arbeitswelt.

“Wenn dazu Fragen im Hörsaal kommen”, dachte ich, “will ich meine Perspektive und Meinung dazu gern argumentativ etwas stärker untermauern.” und beschloss daher, mich wenigstens kurz reinzudenken und mich etwas mit der Thematik auseinanderzusetzen. Aus der Suche, was denn konkreter dahinter steckt, entwickelte sich eine intensivere Auseinandersetzung. Im Thalia bin ich dann über ein Buch zum Thema “Agile Führung” gestolpert.

Beim Durchblättern dachte ich erst: “Okay, nix Neues, kenn ich alles aus meiner Coaching-Ausbildung.” Aber dann hat’s Klick gemacht. Die Inhalte von einer agilen Haltung hat mich völlig umgehauen. Alle meine Vorurteile – weg! Plötzlich war ich offen für das Thema und hab angefangen, Agilität mit anderen Augen zu sehen.

Denn ich saß zuvor in meiner Coachingausbildung zum systemischen Coach und war tief berührt und beeindruckt wie verdammt menschlich, wertschätzend und lösungsorientiert zugleich dieser Ansatz war. Ich saß da und dachte damals “Mega! Hier müssten Führungskräfte sitzen.” UND dann lese ich genau das, genau von dieser Haltung, ja sogar von den gleichen Therapeuten, die diese Haltung erforscht haben im Buch über “Agile Führung.”

Agile Führung- mehr als Tool & Methoden

Heute wollen alle agil sein. Du auch, oder? Kein Wunder, denn überall liest man, dass Unternehmen ohne Agilität nicht mehr überlebensfähig sind. Aber hier kommt der Haken: Viele Unternehmen stürzen sich auf die Tools und Methoden – Stand-Ups, Kanban-Boards, Scrum und was es sonst noch gibt – und denken, das reicht. Tut es aber nicht.

Ich beobachte in meiner Arbeit und im Austausch mit Unternehmerinnen und Führungskräften immer wieder, dass lediglich die agilen Tools und Methoden getestet werden, ohne die dahinterstehende Haltung zu verinnerlichen. Wenn dieser entscheidende Punkt übersehen wird, bleibt agile Fürhung an der Oberfläche aus Methoden und Tools. Ohne die entsprechende Haltung bleibt Agilität ein leeres Versprechen. Agilsein wollen, um schneller, moderner, flexibler zu wirken, was wirklich zählt – Vertrauen, Zurückhaltung und Kontaktfähigkeit (wow, merkst du wie menschlich das eigentlich ist?) – bleiben oft auf der Strecke. 

Das Ergebnis? Ein netter Trend, der versucht wird mitzunehmen, aber letztlich scheitert, weil die innere Einstellung, das Mindset- wie man heute neudeutsch überall liest- fehlt. Weil’s ohne die richtige Haltung einfach nicht funktioniert. 

Agile Führung ist kein Set aus Werkzeugen, das man sich mal schnell zulegt. Es ist diese besondere Haltung. Eine Frage der Kultur. Frédéric Laloux beschreibt das in seinem Buch “Reinventing Organizations” ziemlich klar: Agilität bedeutet, von einer Kultur der Angst und Kontrolle zu einer Kultur des Vertrauens, der Mitbestimmung und Wertschätzung zu wechseln.

Agile Führung - Stärken & Schwächen Tools und Methoden

Ok, ein Hoch auf agile Produktentwicklung! Denn auf dieser Ebene funktionieren die Methoden und Tools- klar, sind doch Produkte keine bedürfnisorientierten Systeme. Aber du und auch deine Mitarbeiter sind es. Für den “Endkunden” ist ein optimiertes immer besser werdendes Produkt also ein mega Ergebnis. Auf Mitarbeiter-, Team- und Führungsebene sieht das irgendwie etwas anders aus. Streng genommen nehmen wir als Unternehmen glücklichere Kunden für etwas unglücklichere Mitarbeiter in Kauf.

Und Leute! Da schreit mein BWLer- Herz vor Schmerz laut auf (ja, du hast richtig gelesen BWL und Herz in einem Wort!). Ist doch das erste, was ich damals lernte und wovon ich bis heute überzeugt bin, dass wir im Kontext von Kundenorientierung für Kundenzufriedenheit vor allem in der Basis Mitarbeiterzufriedenheit brauchen.

Und anhand der agilen Werte sehen wir gleich beim ersten Punkt - huppsi, da zeigt sich die Menschlichkeit, denn, und darum sollte es gehen wenn wir über agile Führung sprechen: Menschen, Mitarbeitende ebenso wie die Führung und deren Zusammenarbeit bzw. Interaktion haben Vorrang vor Prozessen und Werkzeugen.

Was du nun brauchst für agiles Führen in deinem Unternehmen

Agile Führung heißt, Rahmen zu schaffen, in denen Führungskräfte und Mitarbeiter so verantwortungsvoll, selbstorganisiert und motiviert zusammenarbeiten können, dass sie ihre Fähigkeiten entwickeln und ihr Bestes für Ideen und Lösungen einbringen können.



In der Literatur finden wir als Voraussetzungen für Agilität und agile Denk- und Handlungsweise immer wieder folgende Schlagworte: Selbstreflexion, Kundenorientierung, Einbindung der Mitarbeiter, Entwicklung der Organisation. Und es wird davon ausgegangen, dass wir dafür vor allem 4 Grundkompetenzen benötigen: Zurückhaltung, Flexibilität, Visionäres Denken, Kontaktfähigkeit.

Okay lass uns mal auf das Wesentliche konzentrieren, wenn wir über Selbst- und Mitarbeiterführung, also Menschenführung sprechen.

• Kontaktfähigkeit
• Selbstreflexion
• Einbindung und Beteiligung
• Zurückhaltung

Agile Führung - das ist eine innere Einstellung und umfasst Aspekte wie eine positive Lernkultur, ein wertschätzender Umgang untereinander, Kommunikation auf Augenhöhe, all das basierend  auf einem tieferen Sinn.

Die nackte Wahrheit über agiles Führen

Agile Führung bedeutet nicht nur, schnell und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Agilität ist unbequem. Sie fordert vor allem von Unternehmerinnen und Führungskräften, Kontrolle abzugeben und Menschen zu vertrauen. Klingt einfach, oder? Ist es aber nicht. Wir sind so darauf konditioniert, alles im Griff zu haben, dass uns dieses Vertrauen schwerfällt.

Aber hier kommt die gute Nachricht: Wenn du es schaffst, wird’s richtig gut. Und dafür brauchst du streng genommen nicht ein einziges Tool. Eine agil-mitarbeiterzentrierte Haltung bedeutet, deinen Leuten zuzutrauen, dass sie wissen, was sie tun. (und vor allem, dass du nicht mehr glaubst, du wüsstest alles am Besten.) Dass sie selbst Verantwortung übernehmen können. Und dass sie das auch wollen. Wenn du ihnen diesen Raum gibst, wirst du überrascht sein, wie viel Energie, Kreativität und Motivation plötzlich freigesetzt  wird.

Agile Führung ohne Angst und dafür mit ner fetten Portion Vertrauen

Angst durch Vertrauen zu ersetzen. Es bedeutet, Wertschätzung über Kontrolle zu stellen. Es bedeutet, Macht nicht als etwas zu sehen, das man ausübt, sondern als etwas, das man teilt. Und nein, das macht dich nicht schwach. Im Gegenteil: Es macht dich zu einer besseren Führungskraft. Zu jemandem, der andere inspiriert, motiviert und ihnen hilft, ihr Bestes zu geben.

Es ist an der Zeit, die eigene Haltung kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Agilität und speziell eben die agile Führung ist mehr als ein Trend – es ist die Chance, eine Kultur zu schaffen, in der Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen und ihre Potenziale entfalten können. Und damit ist man dann ganz automatisch, quasi nebenbei, auch noch zukunfts- und wettbewerbsfähig ;-)

Kleiner Reality-Check zum agilen Mindset für dich

Jetzt mal ehrlich: Wie sieht’s bei dir aus? Bist du bereit, dich ehrlich in der Tiefe zu reflektieren? Kontrolle loszulassen? Kannst du deinen Mitarbeitern vertrauen? Traust du ihnen zu, Entscheidungen zu treffen, ohne dass du alles abnicken musst? Wenn du gerade zögerst – keine Panik. Es ist völlig okay, wenn dir das schwerfällt. Aber der erste Schritt ist, sich das einzugestehen.

Agile Führung beginnt in deinem Kopf und vor allem deinem Herz, nicht in deinem Unternehmen.  Du musst zuerst deine eigene Haltung ändern und spüüüren, bevor du erwarten kannst, dass dein Team oder deine Organisation wirklich agil wird. Und hier schenk ich dir ein paar Fragen, um damit zu beginnen:

Kontaktfähigkeit

• Was bedeutet Vertrauen für dich und wie kannst du mehr davon schaffen? Vertraust du dir selbst?
• Wie gut kann ich mit meinen einzelnen Mitarbeitern in Kontakt gehen? In Beziehung und die echte präsente Begegnung?
• Wie gut kann ich die Verbindung zu mir selbst spüren? Zu meinen Gedanken, Gefühlen und meinem Körper?

Flexibilität

• Wie meistere ich Veränderungen?
• Was fällt mir selbst oft schwer, wenn ich eine Veränderung herbeiführen will?
• Was nervt mich beim Thema Veränderungen und Change im Unternehmen?

Zurückhaltung

• Was bedeutet Macht für mich?
• Wie werden Entscheidungen getroffen?
• Wie mache ich breite Beteiligung und hohes Engagement möglich

Beteiligung

• Welche Gestaltungsspielräume haben meine Mitarbeiter in ihrer Arbeit? Und wie nutzen sie diese Räume?
• Welche Entscheidungsspielräume und Aufgaben könnten sie noch übernehmen? Wofür wären sie gern mehr verantwortlich?

Sinn

• Was ist der Sinn und der Nutzen meines Unternehmens?
  Unabhängig von der Wirtschaftlichkeit, die wir als Basis für die Existenz unseres Unternehmens benötigen ;-)
• Kennen und fühlen all meine Mitarbeiter diesen Sinn für das Voranbringen unserer Unternehmung wirklich?

Over and out- Agile Führung zusammengefasst

Agile Führung bedeutet nicht Schnelligkeit und Flexibilität um jeden Preis. Es bedeutet nicht Druck und Tempo zu erhöhen oder dass du als Führung dich nicht um Team und Mitarbeiter kümmern musst-  es ist trotz aller Zurückhaltung eine verdammt aktive Sache und basiert auf einem tieferen Sinn.

Agile Führung ist kein Werkzeugkasten, den man einfach öffnet und anwendet. Ohne das richtige Mindset bleiben alle Methoden und Tools wirkungslos. Und auch das Mindset will wahrhaftig gelebt werden.

Es liegt an dir. Also, wie wär’s? Traust du dich, den ersten Schritt zu machen? Fang klein an. Überleg dir, in welchen Situationen du deinen Mitarbeitern mehr Verantwortung geben könntest. Versuch, nicht alles zu kontrollieren. Und schau, was passiert. Agilität und agile Führung ist keine Zauberformel, die von heute auf morgen alles besser macht.

Wenn du bereit bist, an deiner Haltung zu arbeiten, kannst du Großes bewirken – für dich, dein Team und dein Unternehmen. Worauf wartest du? Bühne frei für echte agile Führung.